Schifffahrt und Schiffsausrüstung gaben vielen hundert Menschen in Flensburg über Jahrhunderte Arbeit und Brot. Zahlreiche Gewerbe und Handwerke, die heute oft untergegangen sind, bestimmten mit ihren Werkstätten und Lagern Leben und Bild der Stadt.
Von zentraler Bedeutung für die Segelschifffahrt waren die Reepschläger. Sie stellten das gesamte Tauwerk für die Schiffe her vom kleinen Zeising über Schoten, Wanten und Stage bis zu armdicken Festmachern oder Ankertrossen. Die Rohmaterialien für die Tauwerksherstellung bezogen die Flensburger Reepschläger überwiegend aus dem Ausland. Neben russischem Hanf und südländischen Kokosfasern wurde auch einheimischer Flachs verarbeitet.
Die Fasern wurden zu Fäden versponnen oder verdreht, diese dann in Dreier- oder Vierergruppen zu immer dickeren Seilen gegenläufig ineinandergeschlagen. Zu diesem Zweck verlief entlang dem alten Friedhof bis in das 20. Jahrhundert hinein eine 300 m lange, überdachte Reepschlägerbahn. Hier taten die Reepschlägermeister mit ihren Gesellen bei Wind und Wetter ihre harte Arbeit.
Die Kapitäne wussten die Flensburger Qualitätsarbeit, wie sie etwa durch die Reepschlägerfamilie Landt über Generationen geliefert wurde, zu schätzen. Das Scheuern in den Blöcken, das Schlagen an Masten und Rahen, die hohen Zugkräfte unter Belastung bei Sturm und das intensive Sonnenlicht in südlichen Meeresgefilden beanspruchten das Tauwerk außerordentlich. Wehe, wenn in aufgewühlter See eine Schot, eine Want oder gar das Achterstag brach! Regelmäßig wurde daher das Tauwerk geprüft. Beim geringsten Zweifel an dessen Festigkeit wurde der Reepschläger aufgesucht und neues Material geordert.
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